Body and mind
Bewegungsangebote wie Yoga, Pilates, aber auch Tai Chi und Qi Gong werden gerne unter der Überschrift \“Body and mind\“ beworben. Darunter versteht man eine ganzheitlichere Auseinandersetzung mit den Aspekten der Bewegung als in den klassischen westlichen Sportarten. Ganz besonders soll dem eigenen Körper bei der Bewegung und den dazu stattfindenden Empfindungen Raum gegeben werden. Dadurch eröffnet sich auch der Zugang zu den spirituellen Seiten des Menschen.
Als Sporttherapeut spreche ich über das Gleiche, beschreibe es aber mit anderen Worten: die aufmerksame Beschäftigung mit dem eigenen sportlichen Tun und dabei gleichzeitig die Wahrnehmung fokussieren auf das Empfinden und Erleben des eigenen Körpers und Geistes ermöglicht den notwendigen Perspektivwechsel, um gesundheitsorientiert Leistungsverbesserungen zu erzielen.
Konkret heißt das: die meisten Menschen erleben ihren Körper nur, wenn er Unwohlsein oder Schmerzsignale sendet. In der Sporttherapie sagt man dazu \“den Körper ausschließlich im Defizit erleben\“. Während des Trainings wird dann bei starker Leistungsorientierung die Körperwahrnehmung oft bewußt verdrängt, da Ermüdungssignale als störend empfunden werden. Dies führt auf lange Sicht unweigerlich zu Überforderung und Schädigung – des Körpers und der Seele (Motivation wird zerstört).
Hier setzt Sporttherapie an: Bewegungen, egal welcher Art, sollen wieder bewußt erlebt werden: Muskelspannung ist von Überspannung zu unterscheiden; normale Ermüdung von Überforderung zu unterscheiden; Trainingsziele sind nicht immer Leistungsmarken, sondern auch schon die Durchführung allein ist eine Leistung; Das Erleben des \“Ichs\“ vor und nach dem Training wird bewußt erlebt, der Kontrast zwischen den beiden Zuständen wird begrüßt.
Leider gibt es bei vielen Menschen die umgekehrte Einstellung: Training ist zeitraubend, anstrengend – schlichtweg unangenehm. Deshalb schnell \“Augen zu und durch\“! Davon leben wichtige Teile der Fitness-Branche, denn sie ermöglichen sportliche Erfolge in Form von schnellen Leistungssteigerungen bei minimalem Zeiteinsatz. Das ist auf jeden Fall besser als gar nichts zu tun und wirkt oft auch gut auf den Körper – aber eben nicht auf den ganzen Menschen.